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Die Geschichte des Marburger Stenografenvereins 1887 e. V. ab 2008 |
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Im Vereinsleben 2008 gab es nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Neben den satzungsmäßigen Regularien wie Jahreshauptversammlung konnte der Verein mit seinem Sommerausflug nach Wiesbaden am 3. August einen Höhepunkt verbuchen. Alljährlich plante der Hessische Stenografenverband eine Städtereise, an der auch hessische Vereine teilnehmen konnten. Für 2008 war eine Reise in die hessische Landeshauptstadt organisiert. Und so wurde beschlossen, daran teilzunehmen. Die Bedingungen waren optimal, Anreise mit dem Zug, Fahrt mit der mit Wasserkraft betriebenen Bahn auf den Neroberg, Besichtigung der Russischen Kirche und als Abschluss Führung durch das ehemalige Stadtschloss, dem heutigen Landtagsgebäude. Für private Unternehmungen in der Innenstadt gab es auch noch genügend Zeit. Zweiter Höhepunkt
des Jahres war die Teilnahme am Hessentag am 14. Juni 2008 in Homberg/Efze,
einem malerischen Fachwerkstädtchen wie Marburg. Der Verein nahm
mit drei Mannschaften an den Wettbewerben teil. Die Marburger Stenografenmannschaft
mit den Schreiberinnen Lydia Fülling, Rosemarie Berghöfer, Claudia
Weber, Gudrun Kroll und Hiltrud Göbel erschrieben den 2. Platz, also
Silber-Medaille! Das traurige
Ereignis des Jahres war das plötzliche Ableben von Martin Baum am
29. Mai im Alter von 82 Jahren. Baum gehörte zu den Urgesteinen des
Vereins, er war 57 Jahre Vereinsmitglied. Die Vereinsarbeit interessierte
ihn bis ins hohe Alter, bei Veranstaltungen vor Ort war er immer anwesend.
Durch seinen Beruf als Immobilienmakler war er über Marburg bestens
informiert und konnte seine dadurch erworbenen Kenntnisse in die Vereinsarbeit
mit einbringen. Traditionell
finden im Frühjahr jeden Jahres die Jahreshauptversammlungen statt,
wie immer im Gasthaus Carle in Cappel. Bei diesen Veranstaltungen werden
neben den jeweiligen Regularien die Veranstaltungen des laufenden Jahres
besprochen und festgelegt. Außerdem stehen jedes Jahr Ehrungen auf
der Tagesordnung. In 2009 wurden folgende Mitglieder für 25-jährige
Mitgliedschaft durch die Vorsitzende Lydia Füllung mit Urkunde und
Blumenstrauß ausgezeichnet: Manfred Herzog, Christa Lehmann, Monika
Saßmannshausen und Anita Sell-Schöne. Für 2009 wurde ein
Sommer- und ein Winterevent geplant. Beschlossen wurde für den Sommer
der Besuch der Burg Greifenstein. An- und Abreise mit dem Zug, längerer
beschwerlicher Fußmarsch zur Burg. Neben einer Führung durch
die Burg sollte noch genügend Zeit im Burgcafé und Besichtigung
der Außenanlagen bleiben. Die Teilnehmerzahl war dann auch überschaubar.
Fazit: Es hat sich gelohnt. Zu den Highlights
der letzten Jahre gehörte immer die Teilnahme an den Mannschaftsmeisterschaften
anlässlich der Hessentage, bei denen die Marburger stets gute Erfolge
erzielten. Zur Teilnahme lädt der Hessische Stenografenverband ein,
es treffen sich dort Schreiberinnen und Schreiber aus ganz Hessen. In
2009 fand der Hessentag in Langenselbold statt, in der Nähe von Hanau.
In jenem Jahr fehlte Marburg, denn es kamen nicht genügend Schreiber
für Mannschaften zusammen. Im Bezirk Mittelhessen
gab es schon lange Probleme, es fehlte an den dazugehörenden Vereinen.
Nachdem zuletzt der Verein Bad Nauheim mit dem Vorsitzenden Helmut Körner
sich aufgelöst hatte, waren nur noch Gießen, Marburg und Biedenkopf
übrig geblieben. Und so wurde beschlossen, dass Mittelhessen sich
einem anderen Bezirk anschließen könnte. Um darüber abzustimmen,
wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, zu
der überraschenderweise Vertreter aus Biedenkopf erschienen, dagegen
stimmten und so blieb alles beim Alten. Der Marburger Stenografenverein ist ein gemeinnütziger Verein, er fördert lt. Gesetz die "Volks- und Berufsbildung". Das bedeutet, dass für eingehende Spenden oder Mitgliedsbeiträge Spendenbescheinigungen ausgestellt werden dürfen. Die Gemeinnützigkeit muss alle drei Jahre bei den Finanzbehörden neu beantragt werden, und zwar unter Vorlage von Protokollen und der derzeit gültigen Satzung. Im Jahr 2010 musste die Satzung mit einigen geforderten Änderungen angepasst werden. Diese wurden in der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 12. Dezember im Café Klingelhöfer beschlossen und danach beim Amtsgericht eingetragen. Bei den Planungen
für einen Ausflug im Sommer und ein Treffen in der Weihnachtszeit
musste immer generell bedacht werden, wie das vereinbarte Ziel für
die Teilnehmer erreichbar ist. Für den Sommerausflug in 2010 war
der Besuch der Landesgartenschau in Bad Nauheim am 26. Juni geplant. Mit
Hessenticket, Bahn, Rücksackverpflegung für ein Picknick und
vor allem schönem Wetter fuhr eine größere Gruppe Vereinsmitglieder
zu Hessens größtem Gartenfestival, das sich über den Kurpark
und angrenzenden Goldsteinpark erstreckte. In kleinen Grüppchen ging
es durch das Gelände. Die Farbe Blau beherrschte die Ausstellung,
insbesondere bei den Pflanzen und beim Ausgang bei einer blauen Schafherde.
Anziehungspunkt war der "Elvis"-Garten, gewidmet dem King of
Rock'n Roll, dort ertönten Elvis-Songs.
Es ist üblich,
dass Vereine im Jubiläumsjahr Wettschreiben ausrichten. So fanden
im Frühjahr 2012 außer den Bezirksmeisterschaften auch die
Deutschen Seniorenmeisterschaften in Marburg statt. Seit geraumer
Zeit war zu beobachten, dass die Anmeldungen für Kurse rückläufig
waren. Immer wieder wurde in der Oberhessischen Presse und durch Elternbriefe,
die in den Schulen verteilt wurden, auf das Kursangebot hingewiesen, leider
ohne den gewünschten Erfolg. Sei es auf Kurse in Stenografie oder
am Computer mit "Fit auf der Tastatur". Nach langer
schwerer Krankheit verstarb am 25. April 2017 Stephan Senzig, er wurde
72 Jahre alt, wohnte in Bad Camberg im Taunus. Viele Jahre war er treues
Mitglied des Marburger Stenografenvereins. Bei den Veranstaltungen des
Vereins war er präsent, besonders die Jahreshauptversammlungen leitete
er souverän. Er war immer ein gern gesehener Gast. 2019 hatte der Marburger Stenografenverein 68 Mitglieder. Besonders die älteren Mitglieder halten dem Verein seit mehr als 50 bzw. 60 Jahre und länger die Treue. Damals in den 50er Jahren wurden Kurzschrift und Maschinenschreiben für den Beruf benötigt, und über die Kurse des Vereins konnten Leistungen verbessert werden. Die Teilnehmer mussten Vereinsmitglied werden und sind es zum Teil bis heute noch. Für diese jahrzehntelange Vereinszugehörigkeit wurden sie im Laufe der letzten Jahre anlässlich der Jahreshauptversammlungen oder bei entsprechenden Veranstaltungen mit Ehrenbriefen und Goldener Nadel ausgezeichnet. Besonders hervorzuheben sind die 80-jährigen Mitgliedschaften von Gertrud Kurtz und Florian Nieslony. Der Vorstand des Vereins setzt sich aktuell wie folgt zusammen: Lydia Fülling (1. Vorsitzende), Claudia Lingelbach (2. Vorsitzende), Karin Lehmann (1. Schriftführerin), Sandra Koniecny (2. Schriftführerin), Rosemarie Berghöfer (1.Kassiererin), Dagmar Damm (2. Kassiererin), Daniela Willstumpf (Jugendvertreterin), Anita Haustein und Deanny Beyer als Beisitzerinnen. Und dann im Frühjahr 2020 kam Corona und das ganze Leben in der Welt brach zusammen, so auch das Vereinsleben. Nichts ging mehr, keine Jahreshauptversammlung, keine Wettschreiben, keine Kurse. Die Schulen wurden teilweise geschlossen. Auch Vereinstreffen im Sommer oder ein Event zum Jahreswechsel fielen pandemiebedingt aus. Ende des Jahres 2021 trennte sich der Verein von seinen fünf noch vorhandenen alten mechanischen Schreibmaschinen, die bis dahin untergestellt waren. Es waren die sogenannten "Schätzchen" des Vereins, die jetzt im Schreibmaschinenmuseum in Treysa als Dauerleihgabe stehen. Dazu gehört die kleine Kofferschreibmaschine "Erika" mit doppelter Umschaltung aus dem Jahr 1910 und die erste Vereinsschreibmaschine "Urania 7" von 1928 sowie eine "Triumph", die auch aus den 1930er-Jahren stammt. Außerdem eine "Adler", das letzte Exemplar aus dem Unterrichtsraum auf der Ketzerbach. Auf diesen mechanischen Schreibmaschinen wurde in den 1950er-Jahren Maschinenschreiben unterrichtet.
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